Ausstellung zum Emslandlager eröffnet!
Das Seminarfach Geschichte „Hölle im Moor“ eröffnete am Freitag, dem 15.12.2023 eine Ausstellung in der Halle F. Die Ausstellung präsentiert Ergebnisse der Facharbeiten der Seminarteilnehmerinnen bzw. Seminarteilnehmer, die sie nach intensiver Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten der Geschichte des Lagers und der Kriegsgräberstätte Versen verfasst haben. Thematisch erwartet die Besucherinnen bzw. Besucher ein Einblick in das System der Emslandlager, den Alltag der Gefangenen, in Einzelschicksale, z. B. Ferruccio Francesco Frisones, eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie ganz normale Männer zu Massenmördern werden konnten und eine Antwort darauf, warum es so wichtig ist, die Erinnerung an vergangene Verbrechen gegen die Menschlichkeit wachzuhalten.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,
wir, die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs „Hölle im Moor“, im Jahrgang 13 begrüßen alle Gäste sehr herzlich, die unserer Einladung gefolgt sind und sich heute zur offiziellen Eröffnung unserer Ausstellung hier am Windthorst-Gymnasium Meppen eingefunden haben.
Seit nun schon eineinhalb Jahren beschäftigen wir uns mit dem System der Emslandlager, in die Geschichte unter der Bezeichnung „Hölle im Moor“ eingegangen, und haben dabei speziell das Augenmerk auf die Kriegsgräberstätte und das Straf- bzw. Kriegsgefangenenlager in Versen gelegt. Nach Gestaltung der Informations- und Gedenktafeln für die Kriegsgräberstätte in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Esterwegen und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge folgt nun als Abschluss die Ausstellung zum System der Emslandlager, zum Lager Versen, zu den Häftlingen, den Tätern und der Erinnerungskultur.
„Erinnern tut weh. Es löst Entsetzen aus und lässt uns verstummen und aufschreien zugleich.“
Das waren die Worte der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth am 19. Januar 1996 im deutschen Bundestag anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus.
Im weiteren Verlauf ihrer Rede sagt Frau Süßmuth: „Sich den bedrückendsten Wahrheiten unserer Geschichte zu stellen, ist unverzichtbar. Dazu verpflichten uns die Opfer, ihre Angehörigen und Nachkommen. […] Wir wissen aber auch um die erneuten Gefahren von Nationalismus, Antisemitismus und Rassenhass […] bei uns in Deutschland und anderswo – Tag für Tag. […]“.
Und dabei hat sie leider Recht behalten. In Zeiten von Krisen, Konflikten und Kriegen ist es für jeden Einzelnen von uns notwendig, an vergangenes Unrecht zu erinnern. Nur gemeinsam schaffen wir es, uns historischer Verantwortung bewusst zu bleiben. Eine gespaltene Gesellschaft, wie wir sie in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern, gerade beobachten und erleben, schafft dies nicht.
Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth betonte die Bedeutung und Aufgabe der Jugend in unserer Gesellschaft, um über die Gräueltaten des Nationalsozialismus aufzuklären und eine Wiederholung dieser Ereignisse zu verhindern. Sie sagte:
„Gerade viele der jungen Generation wollen wissen, was geschehen ist. Sie wollen die Erinnerung daran wachhalten. Sie möchten bewusst machen, vorbeugen und verhindern. Die Jugendlichen wollen diese Aufgabe mit Leben füllen, weil die Gefahren und Gefährdungen, die durch Radikalismus, Extremismus und Menschenverachtung […] entstehen, mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht für immer besiegt wurden.“
Auch deswegen haben wir uns als Seminarfach das zur Aufgabe genommen, woran Frau Süßmuth schon 1996 appellierte. Mit dem Projekt der Erinnerungstafeln sowie der heutigen Eröffnung unserer Ausstellung hier am WGM haben wir einen Teil zu dieser von Rita Süßmuth postulierten Aufgabe beigetragen.
Mit dieser Ausstellung wollen wir besonders junge Menschen ansprechen, denn gerade auch auf dem Schulhof werden die Krisen unserer Zeit zum Problem. Wir wollen die jungen Menschen über ein Thema, was schon knapp 80 Jahre zurückliegt und trotzdem nicht in Vergessenheit geraten darf, informieren, aufklären und ihnen das fast Unvorstellbare vorstellbar machen. Genauso wie uns auch das fast Unvorstellbare vorstellbar gemacht wurde, damit wir alle das Erinnern an die nächsten Generationen weitergeben können und Erinnern nicht zum bloßen Ritual erstarrt.
Mir persönlich ist gerade noch einmal letztes Wochenende, meine Pflicht, eigentlich unser aller Pflicht, die Erinnerungskultur weiterzugeben und das Erinnern an die grausame Zeit voller Leid und Tod zwischen 1933 und 1945 zu bewahren, bei der Spendengala „Ein Herz für Kinder“ im ZDF klar geworden. In dieser Sendung wurde die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für ihren Einsatz, das Erinnern wach zu halten, geehrt. Ihre Worte machten tiefen Eindruck auf mich:
„Es ist eure Verantwortung! Denn es darf nie wieder geschehen, was Menschen Menschen angetan haben!“
Deswegen ein Dank an Frau Brüsse-Haustein und Frau Dittert für die Betreuung eines solch aufwändigen Projektes, mit dem wir etwas zu unserer Gesellschaft beitragen und viele intensive und interessante Eindrücke zu dem Thema sammeln konnten.
Danke für ihre Aufmerksamkeit.
Mats Konermann
Text und Bilder: Daniela Brüsse-Haustein und Barbara Dittert