
Wie ihr es aus dem letzten Jahr kennt, wird es auch in diesem Jahr ab dem 01.12. hier und bei Instagram wieder einen digitalen Adventskalender geben. Dabei werden täglich neu, kurze weihnachtliche Texte von Schülerinnen und Schülern vorgestellt. An dieser Stelle dazu einleitende Worte von der Fachgruppe Religion:
„Was mache ich mit dem Rest meines Lebens?“
Diese existentielle Frage beschäftigt Herrn Wohllieb in einer Weihnachtsgeschichte von Susanne Niemeyer. 1
Er ist ein effizienter Mensch. Deshalb fehlt es ihm im Alltag an Zeit und Ruhe, um sich intensiv mit seinen Mitmenschen oder Alltagsdingen auseinanderzusetzen. Er selber merkt es allerdings nicht.
Doch plötzlich ist es da, das große Loch und die entscheidende Frage: „Was mache ich mit dem Rest meines Lebens?“
Zuerst nimmt er die Frage wie ein Nebengeräusch in seinem Alltag wahr, bis sie dann so groß und unüberhörbar in sein Leben eindringt, dass er sie nicht mehr ignorieren kann. Schließlich nach reiflicher Überlegung wendet er sich an Gott, weil er ihn als passenden Antwortgeber zuordnet. Er selber bezeichnet sich allerdings nicht als gläubig.
Natürlich lässt die Antwort auf sich warten. Aus Stunden werden Tage, aus Tagen Wochen, aus Wochen Monate und schließlich Jahre. Das Interessante ist, dass er eine Erklärung für Gottes Schweigen findet, die zu einer leisen, aber nachhaltigen Veränderung führt: Er denkt zuerst, Gott sei überlastet. Dann erkennt er die Bedeutung seiner Frage und die damit verbundene Relevanz seiner Person. Denn er erklärt sich Gottes Zurückhaltung damit, dass seine Frage zu wichtig ist, um schnell beantwortet zu werden.
Parallel dazu entwickelt er kleine Verhaltensveränderungen. So lächelt er Spaziergängern zu, hält höflich Türen auf und nimmt sich immer mehr Zeit beim Verrichten der alltäglichen Dinge. Schleichend bekommt sein Leben einen Sinn, er wird zufriedener und entspannter.
Natürlich ist diese Geschichte fiktional. Trotzdem passt sie gut zu dem Thema unseres diesjährigen Adventskalenders: Die Adventszeit – eine Chance für einen Neubeginn. Denn es sind oft kleine Veränderungen in der Einstellung, im Denken oder ein Perspektivwechsel, die zu einer nachhaltigen Veränderung beitragen können: Eine kleine Aufmerksamkeit, ein Lächeln, ein Dank, eine Versöhnung, ein Verzeihen, besonders auch Glauben und Hoffen. Das sind jedes Mal kleine Aufbrüche, vielleicht ist es sogar ein Neuanfang.
In diesem Sinne wünschen wir allen eine schöne und besinnliche Adventszeit und viel Freude mit dem Kalender.
1Susanne Niemeyer: Jesus klingelt. Neue Weihnachtsgeschichten. Freiburg 2014. S. 12-17.