,,… und machten so ihr Geschäft…” – Xantenexkursion der Lateinschüler des Jahrgangs 9

Veröffentlicht am

Am Donnerstag vor den Sommerferien startete die alljährliche Lateinexkursion nach Xanten. Als wir nach zwei Stunden Busfahrt ankamen, begannen wir direkt mit einer Führung durch die Colonia Ulpia Traiana; diesen Namen hat Kaiser Trajan um ca. 100 n. Chr. der Siedlung am Niederrhein zusammen mit dem Stadtrecht gegeben. 

Nachdem sie mit dem Ende des römischen Reiches um 450 n. Chr. verlassen und nach und nach zerstört worden ist, finden heutzutage Ausgrabungen und Rekonstruktionen statt, wie z.B. die der Herberge mit Thermen, eines Tempels für Iuppiter und Iuno und sogar des Amphitheaters.
Zu Beginn der Führung wurde uns erst einmal die Geschichte der Stadt erklärt. Unser Leiter gestaltete diese sehr interessant und brachte uns immer wieder mit ein, indem er Fragen stellte.
Besonders bemerkenswert und mit am beliebtesten bei uns war das Amphitheater, welches nicht zu übersehen ist und sich direkt hinter dem Eingang befindet. Der untere Bereich mit der Arena, in der Kämpfe stattgefunden haben, ist original erhalten, nur die Plätze sind nachgebaut worden. War man ein hoher Würdenträger, so saß man unten in Sesseln und konnte sich vormittags Tierkämpfe von wilden Tieren, wie Bären oder Wölfen, anschauen und nachmittags wurde man von Gladiatorenkämpfen unterhalten. Je nachdem, wie groß die damalige Stadt war, genauso groß war auch das Amphitheater. Da die Stadt ca. 10.000 Einwohner hatte, bot das Theater auch Platz für eine solche Menge und war auch dem- entsprechend riesig. In den unteren Gängen befinden sich Informationstafeln oder Videoveranschaulichungen, die einen gut nachvollziehen lassen, wie früher gelebt und gekämpft wurde.
Weiter ging unsere Führung durch das Leben der Römer. Jeder, der das römische Bürgerrecht besaß, konnte eine Toga tragen. Außerdem durfte er nicht gefoltert werden und zahlte viel weniger Steuern.
Der Archäologische Park Xanten verdeutlicht die Ausmaße der damaligen Stadt von ca. 70 Hektar durch Rasenflächen und Stadtmauern; die Straßen werden durch Baumalleen kenntlich gemacht. Früher waren die Straßen sehr breit, was dem Feuerschutz diente. Solche interessante Fakten und noch viele mehr, wie z.B. dass man nur 30-50 cm tief graben müsse, um Überreste zu finden, haben wir von unserem Führer erfahren.
Zum Schluss wurden wir zu der Herberge geführt. Früher gab es öffentliche Thermen und private. Um als Römer zu zeigen, dass man wohlhabend ist, wurden die eigenen Thermen mit bunten Farben angemalt. Öffentliche Thermen der Römer hatten oft einen großen Vorraum, der eigentlich keinen Nutzen hatte, sondern wieder einmal den Reichtum repräsentieren sollte.

Frauen und Männer badeten zu unterschiedlichen Zeiten. Da in der Nacht das Wasser wieder aufgefrischt wurde, mussten Frauen, welche vormittags in den Thermen waren, ein höheres Eintrittsgeld als nachmittags die Männer bezahlen. In der Herberge gab es Zimmer, die für bis zu zehn Personen vermietet wurden. War man also ein reicherer Römer, so hat man ein ganzes Zimmer alleine für sich gehabt. Wollte man etwas essen, so ging man als reicher Mann (nur Männer!) in das triclinium der Herberge und legte sich mit acht anderen auf Liegen, gestützt auf den linken Arm, sodass mit dem rechten gegessen werden konnte. Die Speisen wurden oft mit teurem Olivenöl aus Südspanien angereichert, doch auch zum Saubermachen wurde dieses benutzt.

Nach der Führung wurden wir in Gruppen aufgeteilt und nahmen an verschiedenen Workshops teil. In einem Workshop lernten wir das Gemmenschneiden. Eine Gemme ist eine Art Schmuckstück der Römer. Ursprünglich war die Gemme als Briefsiegel gedacht. Ihre Funktion entwickelte sich jedoch weiter, sodass letztendlich detaillierte Figuren in wertvolle Steine wie Rubin geritzt wurden. Wir durften das mit modernen Mitteln selbst einmal ausprobieren. Da es anfangs schwer war, hatten wir eine Tonscheibe zum Üben, bevor wir eine richtige Gemme geschnitten haben. Diese konnten wir als Andenken mit nach Hause nehmen.
In einem anderen Workshop wurde eine tabula ansata (Namenstafel), welche früher als Geschenk, Segen oder auch als Fluch gedacht war, hergestellt. Mit einer kleinen Metallplatte, Hammer, Nagel und viel Arbeit entstanden unsere eigenen Namenstafeln, welche wir behalten durften. Auch wenn wir mit viel Anstrengung circa eine Dreiviertel- stunde daran gesessen haben, lässt sich das nicht mit den Schildern der Römer damals vergleichen, welche viel größer und aufwendiger gestaltet waren.

Im Anschluss hatten wir noch eine gute Stunde Zeit, uns den Park in kleinen Gruppen alleine anzuschauen, wobei uns noch besonders der Tempel und einzelne Gruppen von Menschen, die für das am folgenden Wochenende anstehende Fest ,,Schwerter, Brot und Spiele‘‘ probten, aufgefallen sind.

Wissenswertes zum Schmunzeln:
Da es früher nur Gemeinschaftstoiletten gab, die sogenannten Latrinen, konnte man sich nebenbei mit den anderen unterhalten. Da diese oft Händler waren, tauschten sie sich über ihre Ware aus und machten so ihr ,,Geschäft”- wie man es heutzutage auch noch sagt.

Text: Wiebke Klewing und Sydney Kloppenburg

Fotos: Marie Kewitz

 


Durch die weitere Nutzung der Seite (u.a. Scrollen, Navigieren) stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen