Neues Stück unserer Theater-AG: Romulus der Große!

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Weitere Infos zum Stück:

 
Zu dem historischen Kontext:
 
Unser diesjähriges Stück, Romulus der Große, handelt von dem römischen Kaiser Romulus, seinem Hof und den Tagen vor dem Untergang des weströmischen Reiches. Doch was ist der Hintergrund des Stückes? Dürrenmatt erlaubt es sich bei der Darstellung des Untergang Westroms große künstlerische Spielräume auszunutzen. Tatsächlich wurde Rom im Jahre 476 von Odoaker, einem germanischen Feldherrnvom Stamm der Skiren,gestürzt. Dafür tötete er den römischen Feldmarschall Orestes, der Vater des amtierenden Kaisers Romulus Augustulus, welcher in Rom die eigentliche Macht innehat. Odoaker regierte dann bis 493 als König weiter, als er dann von Theoderich, einem Feldherrn vom Stamm der Ostgoten, abgesetzt und getötet wurde. Theoderich hat vom Oströmischen Kaiser in Konstantinopel (heute Istanbul) den Auftrag bekommen, Italien zu befreien. Die beiden Feldherren waren nicht miteinander verwandt. Die Darstellungen, die ihr im Stück finden werdet, sind also nicht historisch wahr. Vielmehr sollen sie der Tragödie desStückes Ausdruck verleihen.
 
Zum groben Inhalt und zur Aktualität des Stückes:
 
Mit seinen Werken übte Friedrich Dürrenmatt Gesellschaftskritik. Nur zu gern hielt er seinen Zeitgenossen den Spiegel vor. Er wollte zum Nachdenken anregen – nicht über das Stück, sondern über Werte und Moral. Dabei benutzt Dürrenmatt als stilistische Mittel die Satire, die Farce, das Paradoxon, die Groteske und den schwarzen Humor. Zentrale Themen seiner Werke sind die Macht und die Frage nach der Verantwortung und den Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in einer immer chaotischer werdenden Welt. Das gesamte künstlerische Werk Friedrich Reinhold Dürrenmatts (* 5. Januar 1921 in Stalden im Emmental; † 14. Dezember 1990 in Neuenburg) ist geprägt durch die Schatten des 2. Weltkrieges. Grundsätzliche Fragen nach der Natur der Menschen und der Verantwortung einzelner bildenzentrale Aspekte seiner Werke. Unter anderem das ungerecht verteilte Wachstumdes Welthandels angesichts einer globalisiert agierendenWelt, immer wieder aufkeimende extremistische Strömungen zum Teil angefüttert durch sozialer Schieflagen, der immer noch erschreckend hohe Anteil gewaltsamer Konflikte auf der Welt lassen Dürrenmatts Werk nicht an Aktualität verlieren. So war beispielsweiseeinumfassender Krieg in Mitteleuropa lange undenkbar. Jetztwurde dieser traurige Gedanke im Februar 2022 bittere Realität. Die Bedrohung der zivilisierten Menschheit ist Teil des politischen Tagesgeschehens geworden. Eine Frage, die Dürrenmatt in „Romulus der
Große“, mitschwingen lässt. Seine nicht an historischen Fakten orientierte Figur des Kaisers Romulus wirkt aktuell wie eh und je. Angesichts der drohenden Gefahr durch die anrückenden Germanen widmet Romulus der Große sich ganz und gar seiner Hühnerzucht und seinem geliebtem Spargelwein. Weder die mahnenden Worte der Gattin Julianoch die der politischen Ratgeber des Kaisers schaffen es, die Aufmerksamkeit des Herrschers einer der ältesten Demokratien auf das vermeintlich Wesentliche zu lenken. Dabei ist es weder Mangel an Fähigkeit und Wissen, was Romulus derartig blind und passiv ins Verderben rennen lässt. Es ist die nackte Einsicht, dass er einem Reich zum Untergang verhilft, welches den eigenen Untergang längst besiegelt hat. Die für Dürrenmatt zentralen Themen wie „Macht“ und die Frage nach der Verantwortung und nach Einflussmöglichkeiten des Einzelnen in einer immer chaotischer werdenden Welt treten in Dürrenmatts Groteske klar zum Vorschein. Und ja: Wir laden Sie ein zu einem Lachen, das einerseits eine befreiende Wirkung haben darf, aber auch einen neuen Blick auf die eigene Lebenswelt eröffnen kann. So kann das Stück angesichtsvon Krisen des 20 Jahrhunderts anregen, die eigene Position und eigenes Wirken zu hinterfragen.
 
Zur Stückauswahl:
 
Schon der antike Staatsmann Perikles wusste vor über 2500 Jahren, was eine Demokratievon einer Nicht-Demokratie unterscheidet: Der Dialog vor dem Entscheid. Dabei haben Kunst und Kultur eine herausragende Bedeutung für die Gesellschaft. Sie spiegeln gesellschaftliche Debatten wider, sie bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, sie weisen über das alltägliche Geschehen hinaus. Kunst und Kultur sind Ausdruck des menschlichen Daseins. Die Wahl eines Theaterstückes fiel uns dieses Jahr schwer. Einerseits denken wir an das nette Feedback angesichts des letzten Stückes „Notstand im Pazifik” zurück: „Ein Stück mit passender Länge.” „Es gab viel zu lachen.” „Gelungene Tanz-und Gesangseinlagen.”. Und wir haben uns über euch als Publikum sehr gefreut. Nachdem wir einige Komödien in Betracht gezogen hatten, brachteder gesellschaftliche Wandel, die Ungerechtigkeiten und der Druck, jetzt etwas im eigenen Umfeld zu ändern, diese Entscheidung ins Wanken. Der Romulus alsein Staatsoberhaupt, das die eigene Welt als nicht mehr regierungswürdigerachtet,spiegelt wohl leider mehr den Zeitgeist. Deswegen hoffen wirsehr:traut euch, lest euch eine Inhaltsangabe durch und nutzt den bestimmt länger werdenden Abend, um in Dialoge über unsere Welt betreffende Debatten einzusteigen. Und ja, es wird auch sicherlich an der ein oder anderen Stelle ein berechtigtes und befreiendes Lachen notwendig sein.
 
Wir freuen uns auf euch!

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