Niedersächsische Gymnasien sagen Klassenfahrten ab – Verband kritisiert „Ideologisierung“
15 Schulen haben den Boykott von Zusatzleistungen angekündigt – als Reaktion auf die Verlängerung der Arbeitszeiten.
Die Proteste gegen die geplante Mehrarbeit der Lehrer an Niedersachsens Gymnasien weiten sich aus. Inzwischen hätten die Personalräte von mindestens 15 Schulen die Streichung von Klassenfahrten und anderen freiwilligen Zusatzarbeiten beschlossen, sagte der Vorsitzende des niedersächsischen Philologenverbandes, Horst Audritz. Vielerorts werde ein Boykott von Klassenfahrten diskutiert. Auch an Gymnasien im Raum Osnabrück und Emsland sind derartige Protestaktionen im Gespräch, bislang aber noch nicht beschlossen. Nach einem Kabinettsbeschluss sollen die Gymnasiallehrer vom Schuljahr 2014/15 an eine Stunde mehr pro Woche unterrichten, außerdem soll die versprochene Altersermäßigung gestrichen werden. Die niedersächsischen Grünen tragen die von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) geplante und von Lehrerverbänden kritisierte Arbeitszeitverlängerung für Gymnasiallehrer mit. Es müsse jedoch Entlastung an anderer Stelle geben, sagte der Landesvorsitzende Jan Haude am Sonntag im Anschluss an den Landesparteitag in Celle. Die aktuelle Belastung lasse sich nicht auf die Unterrichtsstundenzahl begrenzen, sondern umfasse den Arbeitsalltag und die Herausforderungen an den Schulen insgesamt, heißt es in dem verabschiedeten Antrag zur Schulpolitik.
Der Bezirksvorsitzende Emsland/Grafschaft Bentheim des Philologenverbandes Niedersachsen, Ingo van Verth, kritisiert vor allem, dass die durch die Arbeitszeitverlängerung bei den Lehrern eingesparten Haushaltsmittel nicht den Gymnasien, sondern anderen Schulformen zugutekämen – insbesondere den von der rot-grünen Landesregierung bevorzugten Gesamtschulen: „Hier wird auf dem Rücken der Gymnasiallehrer ideologisiert.“ Wenn Mehrausgaben im Kultusbereich anfielen, sollten diese durch Haushaltsumschichtungen finanziert werden.
Den Hinweis auf höhere Arbeitsstundenzahlen von Gymnasiallehrern in anderen Bundesländern nennt van Verth ein „Manöver, um die Öffentlichkeit zu täuschen“ und aufgrund unterschiedlicher Regelungen in den Ländern und Fächern irreführend: „Die Unterrichtsstundenverpflichtung gibt keinen Aufschluss über die tatsächliche Arbeitsbelastung.“
Quelle: Meppener Tagepost vom 05. Nov. 2013
Text: M. Nolte