Nachdem sich die 10.4 intensiv auf das Zeitzeugengespräch vorbereitet hatte, war es am 05.07.2012 endlich soweit. Bevor die Schüler mit ihren Fragen loslegen konnten, begrüßten Frau Willms und Frau Lott die ehemaligen DDR-Bürger Janett Nitze, Carsten Nitze und Steffen Otto und bedankten sich herzlich für deren Engagement. Dann galt das Wort den Moderatoren Viktoria Pahlke und Malte Mödden, die Annika Kalvelage als Sprecherin der Gruppe “DDR-privater Bereich”, baten, mit den Fragen zu beginnen. So erfuhr man, dass keiner der drei Zeitzeugen etwas mit der Stasi (Ministerium für Staatssicherheit) zu tun hatte und auch niemand wusste, was es genau damit auf sich hatte. Zum Thema Schule allerdings gab es große Unterschiede. Herr Otto fand die Schule „cool“ und galt selber an seiner Schule als Streber. Herr Nitze hingegen hat die Schule „gehasst“, während Frau Nitze die Schule so empfand, wie wohl die meisten Schüler heutzutage: „Man ist hingegangen, hat gelernt und ist wieder nach Hause gegangen.“ Auch die Bananenkrise erlebten alle anders, denn während Herr Otto es als normal empfand, Früchte saisonbedingt zu genießen und er die Krise gar nicht als Krise empfand, mangelte es bei Herrn und Frau Nitze erheblich an diesen. Herr Nitze berichtete, dass seine Mutter gelegentlich einige Bananen aus der Kaufhalle, wo sie auch arbeitete, mitnahm. Deshalb war es ihm auch möglich, auf dem Schulhof anzugeben und bei seinen Mitschülern Neid zu erwecken. Der Sport in der DDR wurde sehr hochgehalten, sodass sogar das Lernen für wichtige Schulprüfungen dem Verein gegenüber zweitrangig war.
Als zweite Gruppe wählten die Moderatoren die Gruppe “DDR-öffentlicher Bereich”, mit deren Gruppensprecherin Ann-Cathrin Barwinski, aus. Bei der Frage zum Wehrunterricht waren sich alle einig, dass die Theorie „gähnend langweilig war und man lernen musste, mit offenen Augen zu schlafen“, so Herr Nitze. Für Frau Nitze war der gesamte Wehrunterricht relativ sinnlos, da Frauen nicht bei der NVA (Nationalen Volksarmee) zugelassen worden sind. Herr Otto allerdings empfand große Freude beim Sprech- und Tastfunk im Praxisunterricht. Zum Thema Kirche konnte man erfahren, dass getaufte Personen nicht an allen Aktivitäten der FDJ (Freie Deutsche Jugend) teilnehmen durften.
Mit dem Westen haben sich alle drei nicht wirklich beschäftigt, da sie wussten, dass sie nicht in den Westen kommen würden. Die Eltern von Frau Nitze erlaubten es ihr nicht Werbung zu sehen, um die Gefahr von Neid auf den Westen zu vermeiden.
Anschließend kam die dritte Gruppe “Privater Bereich-nach der Wiedervereinigung” mit ihrem Gruppensprecher Kai Walter zu Wort. Den Mauerfall haben alle drei fast gleich erlebt, nämlich so gut wie gar nicht. Herr Nitze und Herr Otto haben es über den Fernseher mitbekommen und Frau Nitze erst am nächsten Tag. Einen Tag darauf allerdings gingen Herr und Frau Nitze in den Westen mit der Angst, dass die Mauer wieder hochgezogen werden könnte. Fünf Jahre später entschlossen Herr und Frau Nitze sich schließlich gänzlich dazu in den Westen zu ziehen, da im Osten keine Chance bestand eine angemessene Wohnung zu finden. Herr Otto ist drei Jahre nach dem Mauerfall aus beruflichen Gründen in den Westen gezogen.
Zuletzt meldete sich Stefan Muke mit seiner Gruppe “Öffentlicher Bereich-nach der Wiedervereinigung” zu Wort. Weder Herr Otto noch Herr und Frau Nitze wünschen sich die Mauer zurück, da es keinen ersichtlichen Grund gibt, Deutschland wieder zu trennen.
Als Fazit schlossen alle drei Zeitzeugen, dass die Ostdeutschen in der Schule eine besonders gute Allgemeinbildung vermittelt bekommen haben und sie mit dem Grundsatz aufgewachsen sind „Alles was man anfängt, muss man auch zu Ende bringen!“.
Die 10.4 empfand das Zeitzeugengespräch und somit die Informationen aus erster Hand als sehr informativ und spannend und schlussfolgerte aus dem Erzählten, dass die Unterschiede größtenteils regionalen Ursprungs waren. (Wohnorte: Frau und Herr Nitze: Potsdam, Brandenburg/ Herr Otto: Freiberg, Sachsen).
Von Laura Nitze & Julian Schröer (10.4; Schuljahr ’11/’12)