
Genau eine Woche verbrachten 24 Schülerinnen und Schüler des Windthorst-Gymnasiums zusammen mit ihren betreuenden Lehrern in der französischen Stadt Douai. Dabei stand das Sprechen der seit Jahren in der Schule erlernten Sprache neben der Besichtigung von kulturellen Sehenswürdigkeiten und der Teilnahme am französischen Schul- und Familienleben im Vordergrund.Der Austausch mit Douai, gleich hinter der belgischen Grenze im Norden Frankreichs gelegen, findet seit 1956 statt und blickt damit auf eine lange Tradition zurück. Das zeigt sich besonders in der Zusammenarbeit des Lehrpersonals auf beiden Seiten. Herr Boldt, Deutschlehrer am Collège Streinger in Douai und Herr Baqué, Sportlehrer, boten somit den deutschen Jugendlichen ein abwechslungsreiches Programm. So wurde beispielsweise das Museum der schönen Künste in Lille, der größten Stadt der Region, besucht. Gemälde vom Mittelalter bis in die Neuzeit, aber auch eine Sammlung von Stadtmodellen beeindruckten die Schülerinnen und Schüler sehr. Einige hätten gern die Führung noch etwas verlängert.
Die Gegend um Douai ist vom Bergbau geprägt, deshalb besichtigte die Gruppe auch ein Bergbaumuseum, das die Arbeitsbedingungen der Bergleute unter Tage sehr beeindruckend veranschaulichte. Dennoch seien „französisches Schulleben und die Teilnahme am Familienleben neben den kulturellen Programmpunkten besonders wichtig“, erläutert Antje Domine, Französischlehrerin am WGM. Neben Ulrich Popko, ebenfalls Französischlehrer am WGM, begleitet sie regelmäßig die Fahrten nach Frankreich. „Mit Interesse haben unsere Jugendlichen am Unterricht hospitiert, haben in der Mensa gegessen und viele Beobachtungen gemacht und Unterschiede festgestellt“, so die Pädagogin weiter. So ist ihnen aufgefallen, dass sich die französischen Schülerinnen und Schüler in Zweierreihen aufstellen mussten und dann zusammen mit ihren Lehrern den Unterrichtsraum betreten haben. „Das war dann schon anders als bei uns“, erzählt Mona Wessels aus der 8c. Auch die Tatsache, dass die Schule regulär erst um halb fünf endet, war für die Achtklässlerin befremdlich. Alles in allem bescheinigt sie der Austauschfahrt jedoch Bestnoten. Und ihre Klassenkameradin Marit Schute sieht ihre Befürchtungen und die ihrer Mitschüler nicht bestätigt: „Französisch zu sprechen war gar nicht so schwer.“ Viel schlimmer sei der Abschied von den neu gewonnenen Freunden gewesen.
Hier einige Eindrücke der Schülerinnen und Schüler:
Douai – eine Bergbauregion:
Unser Besuch im Bergbaumuseum von Lewarde
„Am 6. April besuchten wir zusammen die Mine und das Museum von Lewarde. Als erstes sind wir durch das Museum gegangen, wo viele alte Gegenstände Alltag eines Bergmanns zu sehen waren. Einige Räume waren genau nachgebaut aus der Zeit des Kohleabbaus und viele alte Maschinen waren ausgestellt. Danach nahmen wir an einer Führung in den „Minen“ teil (es war keine echte Mine, sie wurde als Tunnel nachgebaut). In der nachgebauten Mine waren Etappen des Bergbaus aus verschiedenen Jahrhunderten dargestellt. Uns wurde gezeigt, wie immer mehr Maschinen den menschlichen Körpereinsatz übernahmen. Nach der Führung in der Mine wurde uns noch einmal im Museum der Tagesablauf eines Bergarbeiters gezeigt.
An diesem Tag lernten wir viel, über das Leben eines Bergarbeiters und wie die Arbeit beim Kohleabbau zuging.“
(Svenja, 8b)
Schule ist nicht gleich Schule –Beobachtungen im französischen Collège
„Die Schule, die unsere französischen Austauschschüler besuchen, nennt sich „Collège André Streinger“ und wird besucht von Schülern von der 6. bis zur 9. Klasse (in Frankreich: 6ème-3ème), daher ist sie auch nicht so groß, wie unsere Schule. Sie zählt knapp 400 Schüler.
Wir bekamen einen kleinen Einblick in das Schulleben der französischen Schüler. Was uns sofort auffiel waren die Tore vor dem Schulgelände, denn es wird jeden Morgen kontrolliert, wer das Schulgelände betritt. Die Schüler haben meistens auch nachmittags Unterricht, aber auch eine lange Mittagspause (12-12:30 Uhr), die sie entweder zu Hause oder in der Kantine verbringen.
Es hat uns sehr gefreut, die Schule und den Schulalltag der französischen Schüler kennengelernt zu haben.“
(Michelle, 8b)
Das Schulsystem:
„In Frankreich gehen die Schüler von der ersten bis zur fünften Klasse in die Grundschule. Anschließend werden dann alle auf die weiterführende Schule, das sogenannte ‚Collège‘, geschickt, wo sie bis zur neunten Klasse bleiben. Erst danach wird entschieden, ob die Jugendlichen noch weiter zur Schule auf das sogenannte ‚Lycée‘ gehen oder eine Ausbildung anfangen.
Der Unterricht:
In Frankreich fängt der Unterricht je nach Klasse unterschiedlich an. Die einzelnen Stunden dauern 55 Minuten und die Schüler stellen sich vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof, ihrer jeweiligen Klasse entsprechend zugeordnet, hintereinander auf. Die Nummern der Klassenräume stehen mit weißer Farbe auf den Boden des Schulhofs geschrieben, so dass die Lehrer ihre Schützlinge ganz einfach auf dem Weg zum Klassenraum aufgabeln können.
Der Unterricht an sich ist unserem in Deutschland sehr ähnlich, nur dass in Frankreich die Schüler bei Wissen einer Antwort einfach in die Klasse rufen dürfen und nur aufzeigen, wenn sie sich nicht sicher sind. Jeweils nach 2 Stunden gibt es eine Pause, in der man sich auf dem Schulhof aufhalten kann.
In der Schule in Frankreich kann man auch Mittag essen, da die Schüler an allen Schultagen außer mittwochs auch am Nachmittag Unterricht haben.
Besonderheiten:
In Frankreich werden die Toiletten abgeschlossen und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. In der Kantine gibt es jemanden, eine „surveillant“, der dir zeigt, wo du sitzt. Zudem gibt es nur eine bestimmte Zeit, in der man essen darf, danach muss man die Kantine verlassen, um für die nächsten Platz zu machen.“
(Franziska, 8b)
Leben in einer französischen Familie
„Nach einer Woche in der schönen Stadt Douai in Frankreich wollte ich von dort gar nicht mehr weg. Douai ist eine sehr altmodische Stadt. Die Häuser dort sind sehr alt, sie sind sehr eng und gehen sehr in die Höhe. Die Badezimmer sind aufgeteilt: die Toilette war in einem Raum, dort gab es kein Waschbecken, das Waschbecken war im Badezimmer. Meine Familie war sehr nett und höflich. Der Vater war immer sehr erstaunt, wenn ich schon um 19 Uhr nach dem Abendessen fragte, da sie erst um 21 Uhr zu Abend gegessen haben.
Die Franzosen gehen sehr viel zu Fuß. Jeden Abend nach der Schule, die um 16:30 Uhr zu Ende war, sind wir noch mit Freunden rausgegangen, in den Park oder zum Fußballplatz, pro Tag sind wir um die 10 km gelaufen. Mit dem Fahrrad fährt dort kaum jemand.
Der Aufenthalt in Frankreich war echt toll und das Programm auch, deswegen würde ich jedem empfehlen, bei einem Austausch mitzumachen, denn man macht echt tolle Erfahrungen.“
(Veronika, 8b)
„Eigentlich ist das Leben in den französischen Familien fast identisch mit denen in Deutschland. Allerdings gibt es doch kleine Unterschiede in der Lebensweise.
Zum Beispiel wird in Frankreich oft nur sehr wenig zum Frühstück gegessen und zu Abend wird meistens erst sehr spät gegessen. Zum Abendessen gibt es vorab oft einen „Aperitif“, welcher aus Nüssen, Chips oder Ähnlichem besteht. Außerdem wird nach dem „Hauptgang“ meist noch Käse serviert.
Auch in den Wohnverhältnissen gibt es kleine Unterschiede. In Douai stehen die meisten Häuser in Reihe, das heißt, dass sie Hauswand an Hauswand gebaut sind. Typischerweise gibt es eine lange schmale Straße, in der rechts und links jeweils Reihenhäuser stehen. Die einzelnen Häuser sind ziemlich schmal, dafür aber sehr hoch. Manche Häuser haben vier Stockwerke und besitzen dazu noch einen Keller.“
(Josefine 8b)





Text: Antje Domine, Anke Voß
Fotos: Antje Domine, Kira van Zoest Hier gehts zum Artikel in der Meppener Tagespost.