Präventionsprojekt der Polizei und der Rettungsdienste des Emslandes

Polizeibeamte, Rettungskräfte und Unfallopfer schilderten direkt und emotional ihre Eindrücke von Unfällen, bei denen junge Fahrer beteiligt waren.
„Abgefahren – Wie krass ist das denn?“ heißt ein neues Verkehrserziehungsprojekt, an dem in dieser Woche 250 Elftklässler des Meppener Windthorst-Gymnasiums sowie der Gymnasien aus Haren und Haselünne teilgenommen haben.
Während der zweistündigen Veranstaltung in der Aula des Windthorst-Gymnasiums schilderten Unfallopfer und Rettungskräfte aus dem Emsland anhand von Filmen und Bildern den Jugendlichen ihre persönlichen Eindrücke der zumeist tödlichen Unfälle. Das Projekt ist speziell auf die Risikogruppe der 17- bis 24-jährigen Fahranfänger ausgelegt und besteht aus drei Modulen.
Im ersten Modul werden die Schüler durch ihre Lehrer ins Thema eingewiesen und unterrichtet. Im zweiten Modul folgt das Bühnenprogramm, hier schildern Rettungskräfte Unfälle junger Menschen in der Region. Im dritten Modul werden Vertreter der niedersächsischen Verkehrswacht zur Nachbereitung in die Schulen kommen und die Eindrücke und Erkenntnisse mit den Jugendlichen erörtern.
Die Akteure, die das Bühnenprogramm mit ihren Geschichten füllen, arbeiten bereits seit 2012 intensiv an der Umsetzung. In Foto- und Filmsequenzen schildern Polizeibeamte, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Notärzte, Notfallseelsorger und Unfallopfer ihre persönlichen Schicksale und Eindrücke. Ziel ist es, bei den Jugendlichen ein Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen. Sie sollen aus den Fehlern der Verunglückten lernen und durch aktives Handeln für sich und ihre Freunde Verantwortung übernehmen, um so die Zahl der schweren Verkehrsunfälle zu reduzieren. Das Bühnenprogramm verleiht den jungen Zuschauern durch den regionalen Bezug tiefe Einblicke in die Gefahren, die durch Fehlverhalten wie zu schnelles Fahren und Alkohol am Steuer im Straßenverkehr lauern. „Die direkte und emotionale Schilderung durch Unfallopfer und Vertreter der Rettungsdienste geht genau dahin, wo es wehtut“, erläutert der Lathener Feuerwehrmann Klaus Determann. „Die Jugendlichen sollen sich über die Gefahren durch Fehlverhalten im Straßenverkehr bewusst sein.“
Beim Erklären der Unfallhergänge fällt immer wieder der Wechsel zwischen professionellem und distanziertem Sprachjargon im Rettungsdienst und der persönlichen Betroffenheit der Rettungskräfte auf, und genau diese Schilderungen sind es, die diese Vorträge so lebendig und greifbar machen. Während der Vorträge verließen immer wieder Schüler die Aula und wurden durch Lehrer und Seelsorger betreut.
Dass das Thema Verkehrserziehung aktueller denn je ist, belegen die Zahlen der vergangenen Jahre: 2012 verunglückten deutschlandweit bei den 17- bis 24-jährigen Fahranfängern 74 416 junge Männer und Frauen, davon wurden 737 junge Menschen getötet. „Das sind in Deutschland etwa 30 Schulklassen, die tödlich im Straßenverkehr verunglücken“, verdeutlicht Polizeikommissar Hartmut Bruns diese erschreckende Zahl. Die Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim verzeichnete in den vergangenen vier Jahren 32 tödliche Unfälle, die durch junge Fahranfänger verursacht worden. Insgesamt verloren 37 Menschen bei diesen Unfällen ihr Leben.
Das Präventionsprogramm stammt aus England und ist bereits unter dem Namen „Crash Kurs NRW“ in Nordrhein Westfalen sehr erfolgreich angenommen worden. Für Niedersachsen gilt „Abgefahren – Wie krass ist das denn?“ als Pilotprojekt, das bald auch in anderen Landkreisen veranstaltet werden soll. Im Juli werden etwa 350 Schüler des Gymnasiums Marianum und der Berufsbildenden Schulen Meppen an einer weiteren Veranstaltung in der Aula des Windthorst-Gymnasiums teilnehmen.
Quelle: Meppener Tagespost vom 21. Febr. 2014
Text und Foto: M. Kremer