WGM-Lehrer Marc Winkelmann alias Romanautor Marc Stroot berichtet Schülerinnen und Schülern von seinen Erfahrungen als Schriftsteller: Von der ersten Idee bis zum fertigen Roman im Buchhandel.

Am ersten Schultag im neuen Jahr 2023 fand ein besonderes Ereignis für die Schülerinnen und Schüler zweier Deutschleistungskurse im Jahrgang 12 und 13 statt. Der Autor Marc Stroot, besser bekannt als Herr Winkelmann, ist als Lehrer für die Fächer Geschichte, Kunst und Spanisch seit Beginn des Schuljahres 2022/23 am WGM tätig ist. Im November 2022 veröffentlichte er seinen Debütroman, den Thriller „Ich will nur spielen“, und stellte diesen in mehrfachen Lesungen in der Region vor. Diese fanden beim Publikum großen Zuspruch und ein enormes Interesse an dem blutrünstigen Plot: Ein Serienkiller, der seine Morde perfide plant, die Opfer entstellt und diese geradezu spielerisch in Szene setzt.
Das besondere Highlight bei dieser schulinternen Lesung war, dass Marc Stroot zwar auch aus seinem Roman vorlas, doch in erster Linie von seiner schriftstellerischen Tätigkeit berichtete – quasi hautnah aus dem Alltag eines Schriftstellers.
Dazu blickte Stroot zunächst zurück und erzählte von seinen ersten Schreibversuchen als Jugendlicher – einen knapp 300 Seiten langen Roman schickte er probeweise an einen Verlag. Jedoch ohne jemals eine Antwort zu erhalten. „Heute weiß ich, dass die Exemplare meist ungelesen in den Papierkorb wandern“, erläutert Stroot schmunzelt, „daher rate ich jedem, der ernsthaftes Interesse an einer Veröffentlichung seines Werkes hat, sich immer über eine seriöse Agentur an die Verlage zu wenden.“ Die Verlage selbst hätten keine Kapazitäten, jede einzelne von täglich tausenden Einsendungen zu sichten, nur um eventuell eine große Story dabei zu entdecken. Daher laufe der schriftstellerische Betrieb in erster Linie über Agenturen, die den Autor vorab beraten und bei Potenzial an die entsprechenden Verlage weitervermitteln. So lief es auch bei Marc Stroot – auch wenn es seine Zeit dauerte. „Ich hatte es schon fast aufgegeben und überlegte, mein Buch selbst herauszubringen, da meldete sich meine Agentur bei mir – nach knapp zwei Jahren: ‚Ein Verlag möchte Deinen Thriller herausbringen!‘“.
„Wie würdet ihr anfangen, einen Roman zu schreiben?“, wendet sich Stroot direkt an die SchülerInnen. Die Antworten waren schnell gegeben: Genre überlegen, Handlung ausdenken, Hauptfiguren gestalten und dann losschreiben. „Ich habe das nicht so gemacht, ich habe einfach drauflosgeschrieben“, berichtet der Autor von seinem ersten Zugang. Eine strukturierende Überarbeitung folgte dann im ersten Corona-Lockdown. Der Empfehlung seiner Agentur folgend, „über Sachen zu schreiben, die einen selbst interessieren“, baute er in seine Mordstory Spielelemente ein, da er selbst gerne Gesellschaftsspiele spielt. Der Mörder spielt auch.

„Wie sind typische Kommissare, die ihr aus Büchern oder Filmen kennt?“, fragte Stroot weiter seine interessierten Zuhörer, die durchgehend gespannt seinen Ausführungen folgten. Auch hier waren sich die SchülerInnen einig: „mysteriös, düster“, „meist überarbeitet“, „im Privatleben gescheitert, oft ein Alkoholproblem“, „kommt mit Umfeld nicht klar“, „arbeitet im Duo“. Stroot nickt und betont, dass er seine Hauptfigur bewusst anders gestalten wollte: ruhig, besonnen, sympathischer Witwer, der sich liebevoll um seine kleine Tochter kümmert und offen für Neues ist. Der Partner, der diesem Kommissar dann an die Seite gestellt wird, ist dann der unsympathische „Anti-Held“. Auch bezüglich der Ortswahl wollte Stroot bewusst nicht Berlin, Hamburg oder München wählen, sondern er schickte seinen Kommissar ins Ländliche, in die Kleinstadt Werder in der Nähe von Berlin. Dort spielt sich das Geschehen ab.
Bevor der Roman „Ich will nur spielen“ letztlich den Weg über die Ladentheke fand, musste er noch einige Hürden nehmen. Etliche Überarbeitungen und Korrekturen standen an, das Cover wurde entsprechend gestaltet und von Stroot ausgewählt, der Klappentext musste geschrieben werden. Aber Stroot wollte sein Ziel erreichen: Sein Buch sollte in den Buchhandel. „Man muss warten“, betont er, „viel Geduld haben“. Im November 2022 war es endlich so weit.
Parallel zu diesem Thriller arbeitete Stroot an weiteren ganz unterschiedlichen Projekten, die ihm von der Agentur vorgeschlagen wurden, so beispielsweise an einem Liebesroman oder einem Cosy Crime-Werk, „also an einem gemütlichen Krimi“. Auch das Schreiben dieser Werke ging Stroot leicht von der Hand, seine LeserInnen dürfen gespannt sein. Seinen Alltag strukturiert der hauptberufliche Lehrer so, dass er jeden Tag ein wenig an seinen Projekten weiterschreiben kann: „Es bedarf eines gut strukturierten und organisierten Zeitplans, dann geht es.“
Auf die Frage, ob seine Charaktere „echten“ Menschen in der Wirklichkeit ähneln, antwortet Stroot, dass natürlich immer die eigene Erfahrung mit Mitmenschen in die Gestaltung einfließe. Eine Person sei tatsächlich „aus dem Leben“ gegriffen, lächelt Stroot verschmitzt, die Sekretärin seiner vorherigen Schule sei liebevoll literarisch verewigt worden. Weiter möchte eine Schülerin wissen, inwiefern seine Hauptfigur auch zu einem Teil von ihm selbst geworden sei. „Figuren entwickeln so ein Figurenleben, man überlegt im Alltag, z.B. beim Kochen, wie würde sich die Figur jetzt dabei fühlen, wenn sie Gemüse schneidet und so weiter“, beantwortet Stroot diese persönliche Frage. Sein Wunsch für die Zukunft ist, dass sein Thriller eine Fortsetzung finden darf: „Maik Michalsky (Kriminalkommissar in dem Roman, Anm. d. Red.) soll weiterleben.“
Ob die Thematik der blutigen Morde ihn psychisch mitgenommen habe, verneint Stroot, „es waren eher die Rückblicke des Mörders, der es in seiner Kindheit nicht immer einfach hatte, die mich berührt haben. Da musste ich manchmal schlucken.“ Eine gewisse Faszination für das Böse, „wie schrecklich Menschen sein können, und aus welchen psychischen Abgründen sie so handeln, dies ist für mich interessant“, erklärte Stroot seine Genreauswahl.
Nach einem ausführlichen Vortrag des Autors über sein schriftstellerisches Arbeiten, einer kurzen Lesung aus seinem Thriller „Ich will nur spielen“ und einem anschließenden Gespräch mit den SchülerInnen sind sich alle einig, dass es eine rundum gelungene Veranstaltung war. „Mega interessant, wie der ganze Prozess abläuft! Und wie viel Arbeit dahintersteckt!“, so die Schülerin Sanirita. Und ihre Mitschülerin Klara ergänzt: „Ich hatte mir die Schritte von der ersten Buchidee bis zur Romanausgabe im Buchhandel ganz anders vorgestellt! Und dass es so viele verschiedene Genres zu bedienen bedarf, wenn der Verlag es vorschlägt, wusste ich auch nicht.“ Die 12-Klässlerin Johanna versteht nun, warum es manchmal so lange dauert, bis die Fortsetzung eines Lieblingsromans in den Handel kommt: „Es liegt also nicht am Autor, sondern im Gegenteil an dem ganzen schriftstellerischen Betrieb von der Agentur über das Korrektorat bis hin zum Verlag.“ Abschließend zeigt auch ihr Mitschüler Johannes sich begeistert: „Wirklich beeindruckend, was er erzählt hat. Und es ist spannend, zu sehen, dass man auch als Neueinsteiger sein Ziel erreichen kann. Und man, wenn man selbst kreativ ist, sich nicht schnell entmutigen lassen darf.“ Wer sich mehr für Marc Stroot und seine Projekte informiert, wird im Internet schnell fündig.

Text und Fotos: Cathrin Tenger