Der Vortrag des Zeitzeugen Rainer Eppelmann zur DDR

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Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (2016)

Am 11.03.2021 fand ein Vortrag des Zeitzeugen Rainer Eppelmann statt, an dem alle Schüler und Schülerinnen des 11. Jahrgangs teilnahmen. Aufgrund der momentanen Situation erfolgte dieser Vortrag ausnahmsweise über eine Onlinekonferenz.

Rainer Eppelmann (*12. Februar 1943 in Berlin)  war ein Oppositioneller , der sich aktiv gegen die bestehenden Verhältnisse in der DDR einsetzte. Vor dem Mauerfall arbeitete er als evangelischer Pfarrer und war später Gründungsmitglied einer oppositionellen Partei (Demokratischer Aufbruch), die sich für die Wiedervereinigung Deutschlands einsetzte. Heute ist er Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Sehr eindrucksvoll startete er seinen Vortrag mit dem Anliegen, dass er uns, seine Zuhörer, zu Verbündeten machen wolle, indem er seine persönliche Geschichte sowie Erfahrungen in der DDR offenlegte. Dabei betonte er direkt zu Beginn seinen Wunsch 93 Jahre alt zu werden, damit er am Ende seines Lebens sagen könne, ein Jahr mehr in einer Demokratie als in einer Diktatur gelebt zu haben. Anschließend berichtete er vom alltäglichen Leben in der DDR. Dieses war geprägt von Unterdrückung, Benachteiligung und Bevormundung. Als Beispiel nannte er hier sein eigenes Leben, in dem er durch Verweigerungen (z. B. der Wehrpflicht) in seiner Berufswahl eingeschränkt wurde. Aufgrund des nicht mehr möglichen Studiums entschied er sich als Pfarrer zu arbeiten, worin er  seine Berufung fand. In dieser Arbeit bot er vor allem Jugendlichen, die in der Gesellschaft der DDR keinen Platz hatten, ein offenes Ohr und eine Zugehörigkeit, weshalb er jedoch ins Visier der Stasi geriet. Diese verwanzte  seine Wohnung, verfolgte ihn und plante schließlich sogar einige Mordanschläge, welche aber zum Glück fehlschlugen. Im Laufe seines Lebens wurde ihm immer stärker bewusst, dass das System der DDR weder demokratisch noch zukunftsbeständig war. Aus diesem Grund brachte er uns die Kernintention seines Vortrages näher: Das Leben in einer Demokratie ist immer besser als das Leben in einer Diktatur. Diese Aussage wiederholte er in seinem Vortrag eindringlich und wies darauf hin, dass eine Demokratie immer wieder erneuert und nie als selbstverständlich angesehen werden solle. Er appellierte an uns, uns immer für den Erhalt der Demokratie einzusetzen, da diese mit all ihren vorhandenen Schwächen trotzdem im Gegensatz zur Diktatur ein freies und selbstbestimmtes Leben biete.

Als Nächstes berichtete er besonders bewegend über die Ereignisse rund um den Mauerfall. Der  09.11.1989 begann für ihn erst einmal wie jeder andere Tag. Jedoch war das Wissen präsent, dass durch die Demonstrationen in den letzten Tagen/ Wochen/ Monaten die Regierung nicht mehr so gefestigt war wie die Jahre zuvor. Die Sensationsnachricht des Politikers Günter Schabowski, die Grenze sei offen, die allerdings auf einer Fehlinformation beruhte, verbreitete sich deshalb wie ein Lauffeuer. Die Menschen und eben auch Rainer Eppelmann strömten daraufhin zu den Grenzübergängen. Als er an der Bösebrücke ankam, war dort bereits eine große Menschenmasse versammelt. Nach der friedlichen Grenzöffnung war die Freude der Menschen aufgrund ihrer neu gewonnenen Freiheit sowie der Chance des Wiedersehens außerordentlich emotional. Rainer Eppelmann erzählte uns im Vortrag davon, wie sich Menschen aus Ost und West weinend in die Arme fielen und sowohl Bekannte als auch Fremde zusammen feierten. Aufgrund dieser Erlebnisse beschreibt er diesen Moment bis heute als den emotionalsten seines Lebens.       

Mit dem Ende der DDR endete auch sein Vortrag und er war nun offen für unsere Fragen. Nach einigen Nachfragen zu seinem persönlichen Leben und Empfinden klärte er auch eines unserer wichtigsten zuvor im Unterricht besprochenen Themen. Bei dieser Problemstellung handelt es sich um die Frage, ob das Jahr 1989/1990 als Zusammenbruch, Wende oder Revolution eingeordnet werden sollte. Seine Antwort darauf war hier sehr eindeutig, dass es eine Revolution gewesen sein müsse, da nur dieser Begriff die Leistungen der Demonstranten hervorhebe und den Akt der Befreiung verdeutliche. Voller Stolz betonte er, dass diese Revolution gewaltfrei ablief und er sie deshalb als friedlich einordnen kann. Zu den Begriffen Zusammenbruch und Wende sagte er, dass ersteres nur im ökonomischen Bereich erfolgte und letzteres von Egon Krenz, einem SED-Politiker, geprägt worden war, weshalb beide nicht passend seien. Mit diesem Ergebnis endete auch unsere gemeinsame Videokonferenz. 

Wir danken Rainer Eppelmann für seinen sehr informativen und auch emotionalen Vortrag, aus dem wir viele neue Kenntnisse mitnehmen konnten.

 

 

Text: Celine Bohlen und Janna Lampe, Klasse 11e

Foto: Rainer Eppelmann

 


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