Der Anne-Frank-Tag 2020 zum Leitthema „Freiheit“

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(Bild aus der Ausstellung in der E-Halle des WGM)

Jedes Jahr am 12.06., Annes Geburtstag, begehen wir den Anne-Frank-Tag, dieses Mal unter dem Leitthema „Freiheit“. Einige Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b haben ihre Gedanken dazu aufgeschrieben.

 

Freiheit – etwas, das wir selbst in diesen Tagen missen müssen. Manche treiben es mit den Verschwörungstheorien so weit, dass sie mittlerweile mit der Einschränkung von Grundrechten die Abschaffung der Demokratie und eine erneute Diktatur kommen sehen. Auch wenn das definitiv nicht der Fall sein wird, hilft es uns vielleicht ein wenig, Anne Franks Leben nachzuvollziehen.

So unerträglich die zum Teil auch wieder gelockerten Schutzmaßnahmen, die zur Schließung von Lokalen, Kinos, Schwimmbädern, Stränden und Kulturangeboten wie Museen oder Bibliotheken und fast aller Geschäfte führten, waren; für Anne Frank waren diese Maßnahmen dauerhaft. Sie hatte nicht die Gewissheit, sich irgendwann wieder in einem „normalen“ Alltag zu befinden. Bei ihr gingen die Verbote weiter: Ab dem Mai 1942 mussten alle Juden in den Niederlanden sichtbar an ihrer Kleidung einen Judenstern tragen. Auch die Schule lief für sie nicht normal, denn sie durften nicht mehr mit nichtjüdischen Schülern gemeinsam eine Schule besuchen. Sie besuchten eigene Schulen und waren von den übrigen Kindern und Jugendlichen getrennt.

Der so gut wie durchgängige Aufenthalt zu Hause, der bei uns dem Schutz vor Corona dient, diente bei Anne zum Schutz des Lebens. Sie und ihre Familie schafften es, sich im Hinterhaus zu verstecken und haben dort zwei Jahre im Geheimen gelebt. Doch auch hier waren sie auf das Minimalste eingeschränkt: Um nicht aufzufallen, durften sie keine Geräusche von sich geben.

Der Anne Frank Tag am 12.06., ihrem Geburtstag, soll uns helfen, ihr Andenken zu bewahren; denn es ist wichtig, dass wir nie vergessen, sondern uns unserer Geschichte und der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sind.

Diese Jahr steht der Gedenktag unter dem Motto „Freiheit“. Wie bereits erwähnt, spielt diese auch heute eine große Bedeutung, und es tut weh, sie zu verlieren. Auch heute müssen wir die Augen aufhalten gegenüber Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Freiheit; und Veränderungen anstreben – wie zum Beispiel die „black lives matter“- Bewegung. Besonders in den USA kämpft man gegen systemischen Rassismus, dagegen, dass schwarze Menschen nicht die gleichen Freiheiten und Chancen wie privilegierte weiße Menschen haben.

Freiheit ist ein hohes Gut, das wir wahren müssen – Anne Frank hilft uns dabei, daran zu denken.

Carla Fretter, 10b

 

Freiheit bedeutet für mich, das zu tun, was ich möchte, keine Angst zu haben, wenn man draußen ist oder auch frei seine Meinung zu sagen. All das konnte Anne Frank nicht tun. Es ist wichtig, dass wir uns am 12. Juni daran erinnern, an all das, was sie und ihre Familie durchmachen mussten und ihnen ehrend zu gedenken. Auch, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Linda Kemper, 10b

 

„Freiheit“ bedeutet, alles tun zu können ohne Angst davor, von anderen bestraft werden zu können. Ohne Einschränkungen des normalen Lebens die Freiheit genießen zu können, ist etwas, worüber man sich freuen kann und worauf man stolz sein kann. In vielen Ländern ist die Freiheit durch Kriege, Armut, Hunger oder Gesetze begrenzt.

Das bedeutet für mich, froh zu sein und anderen zu helfen, Freiheit haben zu können.

Und auch wenn die Freiheit zur Zeit durch Corona-Maßnahmen eingeschränkt ist, weiß man, dass unsere Freiheit nicht infolge von Verfolgung oder Krieg eingeschränkt wurde, sondern um andere zu schützen. Diese Freiheit wird daher wiederkommen, darauf können wir warten – ohne dass wir ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob wir den nächsten Tag überleben.

Anne Frank war ein Opfer der Verfolgung, sie und ihre Familie haben lange ohne Freiheit gelebt, in der Hoffnung, eines Tages wieder frei zu sein. Anne hat lange durchgehalten und ihr Durchhalten ist ein Zeichen gegen die Verfolgung, gegen Schubladendenken, welches zur Verfolgung führen kann.

Anne Frank hat die Verfolgung durch die Nationalsozialisten erlebt und nicht überlebt. Daher ist es unsere Pflicht, im Namen aller Opfer, dieses Leid nicht erneut aufleben zu lassen.

Greta Hoffmeister, 10b

 

Heutzutage ist Freiheit für uns eine Selbstverständlichkeit. Aber das war nicht immer so: Denkt man an Anne Frank, erinnert man sich an Verfolgung, Krieg und Leid. Also warum sollte man sich an das erinnern wollen? Warum sollte man sich an eine Zeit erinnern, die so viel Leid gebracht hat? Darauf gibt es verschiedene Antworten. Eine beliebte Antwort ist zum Beispiel: „Um daraus zu lernen.“ Aber was soll man lernen? Die Bedeutung von Gleichberechtigung, Demokratie oder was Freiheit eigentlich bedeutet? Im Grundgesetz stehen viele Gesetze mit dem Wort „Freiheit“, wie zum Beispiel „Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, aber was genau bedeutet dieses Wort eigentlich? Zu den jetzigen Zeiten der Corona-Pandemie ist unsere Freiheit in einigen Teilen eingeschränkt: man kann nicht ins Kino gehen, man muss sich an viele verschiedene Richtlinien halten und man kann nicht immer das tun, was man möchte. Aber wie Anne Frank schon in Zeiten andeutete, in denen jüdischen Menschen in den Niederlanden zunehmend ausgegrenzt und diskriminiert wurden: „Was machst du, wenn du draußen nicht mehr Sport treiben darfst? Dann musst du das im Haus tun. Und was machst du, wenn du nicht mehr ins Kino darfst? Dann kannst du nur noch zu Hause Filme sehen.“ Deshalb ist es, wie Anne Frank schon sagte, „auszuhalten“. [Menno Metselar, Lotte Stegemann, Anne Frank Zeitung 2020, S.7]

Darum ist es wichtig, sich an Anne Frank und ihren Umgang mit eingeschränkter Freiheit zu erinnern. Denn Freiheit ist auch das, was man selbst daraus macht. Zudem kann man aus der Geschichte Anne Franks deutlich erkennen, wie es den Menschen jüdischen Glaubens zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ging. Anne Frank steht mit ihrem Tagebuch für alle Juden und tausende von Einzelschicksalen. Anne Frank musste früh erwachsen werden und hatte nur ein kurzes Leben, das erst sehr schön, aber dann in  ihren letzten Jahren von Angst erfüllt war. Wenn wir nun das jetzige Leben mit dem von Anne Frank vergleichen, sollten wir uns eigentlich nicht beklagen – denn wir leben nicht mit acht Personen auf so engem Raum. Wir dürfen nach draußen gehen, wir müssen keine Angst haben, zu sterben, nur weil wir einmal nicht leise waren. Wir müssen uns nicht verstecken und hoffen, dass wir „noch einmal die Sonne sehen“ (Erna de Vries, Halbjüdin, KZ-Überlebende). Die Bedeutung von Freiheit ist auch heute nicht allen klar. Denn auch heute gibt es Menschen, die Angst davor haben, ihren Glauben frei auszuleben – und das nicht ohne Grund, denn auch heute gibt es noch Anschläge auf religiöse Orte und rassistisch motivierte Anschläge. Demnach ist Freiheit auch heute nicht als selbstverständlich anzusehen.

Man kann die Zeit nicht zurückdrehen oder die Toten der Vergangenheit ungeschehen machen, aber man kann aus der Zeit lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

Hannah Prins, 10b

Anne Frank wurde bereits im Kindesalter Opfer der Naziherrschaft. Sie hatte nicht die Möglichkeit wie ein normales Kind sorglos aufzuwachsen. Ihr Leben war durch das ständige Risiko entdeckt werden zu können geprägt. Obwohl sie schon im Alter von 15 Jahren im KZ Bergen-Belsen starb, war sie erwachsener und tapferer, als manche es je sein werden. So eine Person, welche Höllen durchlebte und mit ihrem Tagebuch die Nachwelt berührte, sollte für immer in Erinnerung bleiben. Keiner möchte, dass sich die Geschichte wiederholt und wir vergessen, was damals mehreren Millionen Menschen widerfahren ist. Denn wenn wir es vergessen, sind diese Menschen umsonst gestorben. An ihrem Geburtstag (12. Juni) wollen wir an ihre Geschichte und Stärke erinnern.

Wir haben heute das Glück in einem Staat zu leben, in dem wir tun und lassen können, was wir wollen solange wir anderen nicht schaden. Uns sollte bewusst sein, dass dies nicht immer und überall der Fall ist bzw. war. Es war nicht immer so angenehm in Deutschland zu leben wie heute. Vor unserem Gericht sind jetzt alle Menschen gleich, unabhängig welche Religion, Herkunft oder Aussehen man hat. Jeder hat die gleichen Rechte und jeder muss sich an die gleichen Regeln halten.

Jede Person sollte in sich gehen und überlegen was der Begriff Freiheit für einen bedeutet. Ist es die Möglichkeit politisch mitzubestimmen? Oder ist es das Gefühl der Unabhängigkeit? Die Möglichkeit dasselbe zu dürfen wie andere obwohl du anders bist? Vielleicht definierst du Freiheit dadurch, dass du dich überall frei bewegen kannst oder eigene Entscheidungen treffen darfst. Jeder hat eine eigene Antwort auf diese Frage und das ist auch gut so. Die Möglichkeit anders zu sein und seine eigene Meinung offen äußern zu können ist ein Grundrecht, welches für uns selbstverständlich ist, aber mehr gewürdigt werden sollte, denn wir merken oft gar nicht wie gut wir es manchmal haben und wie schlecht es anderen Menschen geht.

Julie Korent, 10b

 


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