Zehntklässler besuchten die Ausstellung „Luftkrieg ohne Grenzen“ in Twist und hörten einen spannenden Vortrag.
Exkursion zur Ausstellung „Luftkrieg ohne Grenzen“
Am ersten Schultag nach den Winterferien fuhren wir mit der gesamten Klasse nach Twist und besuchten dort das Erdöl-Erdgas Museum, wo wir von dem Vorsitzenden des Heimatvereins Twist Heiner Reinert und dem Historiker Manfred Fickers begrüßt wurden.
Herr Fickers hielt einen Vortrag über das Leben im Emsland während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Er berichtete zum Beispiel davon, wie der Schulalltag aussah:
Heute sind wir es gewohnt, mit dem Fahrrad, dem Auto oder mit dem Bus zur Schule zu gelangen. Man könnte also sagen, dass der Schulweg ziemlich gemütlich ist. Auf jeden Fall im Vergleich zur Beschwerlichkeit vor 75 Jahren. Wenn man das Glück hatte, näher als zehn Kilometer an einem Gymnasium zu wohnen, konnte man dieses besuchen. Der Schulweg war jedoch alles andere als „gemütlich“. Wegen der Luftangriffe hier über dem Emsland musste man stetig Angst haben, von einer Bombe erfasst zu werden. Zum Schutz gab es nur Löcher am Rande der Straßen, als eine Art Versteckmöglichkeit. Diese Erdlöcher waren nach einem Regenschauer voller Schlamm. Nachdem man sich also schutzsuchend in ein solches Loch geflüchtet hatte, war man manchmal durchnässt und von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt. Trotzdem musste man Tag ein, Tag aus diesen Weg bestreiten, wenn man in die Schule wollte. Mit dieser Information im Hinterkopf ist es vielleicht dann doch nicht so grauenvoll, mal mit dem Fahrrad durch ein wenig Nieselregen zu fahren, oder?
Als Herr Fickers begann uns zu erläutern, dass nicht nur große Städte wie Berlin angegriffen wurden, sondern auch Kleinstädte wie Meppen, fragte ich mich zuerst, weshalb. Fickers betonte dann, dass die gesamte Region aufgrund ihrer Lage schon seit dem Kriegsbeginn ein Brennpunkt des Luftkrieges war. Das Emsland lag nämlich damals zwischen England und Luftkriegszielen in Deutschland und den östlichen besetzten Gebieten. Die Folgen waren fatal. US-Bomber hatten zum Beispiel am 11.januar 1944 das Ziel vor Augen, die Schleuse Meppen/Hüntel zu zerstören, doch sie trafen ihr Ziel nicht. Stattdessen wurde fast ganz Versen zerstört und 45 Menschen starben dabei.
Nach dem informativen und auch berührenden Vortrag gab uns die Ausstellung „Luftkrieg ohne Grenzen“ die Chance, Überbleibsel von Luftgefechten mit eigenen Augen zu sehen. Nie zuvor hatte ich zum Beispiel ein Propellerblatt mit Einschusslöchern gesehen oder einen Dynamo eines alten Fliegers. Damit war ich bestimmt nicht die Einzige.
An Infotafeln hingen Zeitungsartikel aus der Zeit der Luftangriffe. Zu sehen waren auch Texte, die von dem Tod vieler Piloten berichteten. Das ist alleine schon erschreckend genug, doch in vielen Fällen waren es junge Männer, die kaum älter waren als wir.
Insgesamt war die Exkursion ein voller Erfolg. Mit der Ausstellung und Herrn Fickers Vortrag wurde uns vor Augen geführt, wie sehr sich unser Leben von dem von vor 75 Jahren unterscheidet. Man realisiert in dem Moment der Erzählung erst gar nicht, dass die Menschen das früher wirklich durchmachen mussten. Es war sehr interessant zu hören, was das Emsland im Weltkrieg für eine Rolle spielte und welche Folgen aus dem Luftkrieg resultierten.
Maike Lobert, Klasse 10 b